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Die Mineralienfreunde Dießen sammeln prächtige Mineralien

Die Wunderwelt der Kristalle

Beim ehemaligen Silberbergwerk, am Gratlspitz, hoch über Brixlegg im Tiroler Inntal, waren Alfred Brandl und seine Mineralienfreunde schon häufig beim Sammeln. Inmitten der unscheinbaren braugrauen Bergbauhalde suchen sie nach mineralhaltigen  Steinen. „Ob schöne Mineralien darin stecken, sieht man von außen nicht“, sagt der Weilheimer. Besonders blaue und grüne Farbtöne der Steine deuten auf Mineralien hin, sie verbergen sich vor allem in kleinen Hohlräumen  Die Mineralienfreunde haben auch einfache Werkzeuge zum Suchen und Hämmer zur Zerkleinerung dabei. Lupen dienen der Vorortuntersuchung. Manch ein Stein wird angeschlagen. Und vielleicht sind bunte oder glitzernde Kristalle  im Inneren. Ob die Funde gut sind, zeigt sich aber erst zuhause. Dort zerlegt Alfred Brandl die Steine vorsichtig mit einem Steinbrecher. „Bei vielen Steinen geht man leer aus“, erklärt er. „Das ist ganz normal.“ Wenn aber etwas glitzert oder kristallin ist , heißt es, die Mineralien behutsam freizulegen. Ein Stereomikroskop hilft, die meist winzigen mineralischen Strukturen zu erkennen. „Micromounts“ nennen Sammler  kleine Stücke deren Mineralien nur wenige Millimeter groß sind. In Brixlegger Steinen finden sich oft Azurit und Malachit, blau und grün glänzende Kupfercarbonate. Unter dem Mikroskop offenbart die zehn- bis fünfzigfache Vergrößerung dann die schöne Struktur der Mineralien. Sie können kugel- oder stäbchenförmig sein, interessante Formationen und Symmetrien bilden.

Mineralien sind kristallisierte anorganische chemische Verbindungen fast immer bestehend aus Metallen wie Eisen oder Kupfer und anderen Elementen wie Sauerstoff, Schwefel oder Silizium. Weltweit gibt es fast 6000 verschiedene. Während in Brixlegg  Kupfermineralien vorherrschen  gibt es  an anderen Fundstellen Quarze, Titanoxide oder viele andere.  „Bergkristalle“ können  beachtliche Größen erreichen. „Große Kristalle selbst zu finden, ist in Mitteleuropa und den Alpen aber sehr schwierig“, weiß Alfred Brandl. Er ist Mitglied bei den „Mineralienfreunden Dießen“, die sich 1975 gegründet haben. Zusammen unternehmen sie Sammeltouren wie in Brixlegg. Einmal im Monat treffen sie sich im Gasthof zur Post in Raisting. Mitglieder organisieren Themenabende, zum Beispiel zu bestimmten Mineralien, wie Quarzen, Fluoriten oder Calciten. Oder zu speziellen Fundorten, wo sie selbst schon waren, wie der Schwarzwald, das Zillertal oder gar die USA. Viele schöne Exemplare werden herum gezeigt, von denen man auch die allerkleinsten mittels Mikroskop im Detail bewundern kann. Ein paar Mitglieder haben auch Erfahrung mit der Mineralienfotografie. Mit spezieller Ausrüstung schaffen sie es, kleine Kristallstrukturen auf einem Foto ganz groß wirken zu lassen.

Nicht alle Kristalle der Dießener Mineralienfreunde sind selbst gesammelt. Manche sind gekauft, besonders größere Exemplare. Neulingen empfiehlt Alfred Brandl sowohl das Sammeln als auch das Kaufen. „Beim Sammeln kann es halt durchaus sein, dass man ganz leer ausgeht. Gut, dann hat man trotzdem eine schöne Wanderung gemacht.“ Unbedingt informieren sollte man sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen an den Fundstellen. Hierzulande und in Tirol ist das Sammeln zu Hobbyzwecken im Prinzip zulässig, solange man nur die Hände, Hammer und Meißel einsetzt. In Nationalparken wie den Hohen Tauern gibt es allerdings Verbote. In der Schweiz unterscheiden sich die Regelungen von Kanton zu Kanton, teils sogar von Gemeinde zu Gemeinde. Generell sollte man beachten, dass Steinbrüche Privateigentum sind und man eine Genehmigung braucht. Auch darf man nicht vergessen, dass bekannte Fundorte schon ziemlich „abgegrast“ sein können. „Mineralien wachsen viele Jahrtausende lang im Berg, nicht jährlich wie die Schwammerl“, betont Brandl. Nur durch Bergstürze, Gletscherrückgänge und Erosion treten sie immer wieder mal an die Oberfläche – denn aktiven Bergbau gibt es in unseren Breiten kaum mehr. Auf regionalen Mineralienbörsen und Mineralienmessen, wie den Münchner Mineralientagen Ende Oktober, bieten Händler Stücke zum Kauf. Auch im Internet kann man Mineralien erwerben, hier sollte man aber mehr Erfahrung mitbringen und vertrauenswürdige Händler herausfinden.

Ob zu  alten Bergwerkshalden oder einer Mineralienbörse – ein Stück weit muss man als Sammler immer fahren. Im Landkreis Weilheim-Schongau und generell im Alpenvorland gibt es kaum Fundorte. Auch die Nördlichen Kalkalpen, wie Wetterstein- und Karwendelgebirge, bergen  kaum Mineralien. Erst in den österreichischen oder Schweizer Zentralalpen, dessen Gestein im Unterschied zu den kalkhaltigen Nordalpen einst aus größeren Tiefen emporstieg, kommen häufiger und in vielen Arten kristalline Mineralien vor.

Einige Mineralien, die sich durch besondere Härte, Farbe, Glanz, Reinheit und Seltenheit auszeichnen sind Edelsteine wie Diamant, Smaragd und Saphir, weniger hochwertige  werden als Schmucksteine bezeichnet wie Granat, Türkis, Amethyst und viele andere.

Was man hierzulande finden kann, sind Kieselsteine natürlich auch in den Flussbetten von Lech und Ammer. Sie sind  häufig schön gefärbt. Vor Jahrzehntausenden haben sie die Eiszeitgletscher aus den Zentralalpen in unser Voralpenland verfrachtet. Auch Kieselsteine bestehen aus Mineralien, allerdings ohne die schöne kristalline Form, die Sammler schätzen. Im Heimatmuseum Polling kann man schmuckvoll geschliffene Kieselsteine, so genannte Cabochons, aus der Sammlung eines verstorbenen Murnauers bewundern. Momentan sind bei den Mineralienfreunden Dießen rund 15  Sammler aktiv. „Viele sind schon lange dabei aber wie Alfred Brandl bemerkte: „Über Nachwuchs würden wir uns sehr freuen.“

Die Mineralienfreunde sind kein Verein. Man muss also weder Mitglied werden noch eine Gebühr zahlen. „Einfach mal bei einem unserer Treffen vorbeischauen“, empfiehlt Alfred Brandl.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage www.mineralienfreunde-diessen.de

Erschienen in der 51. Ausgabe der Zeitschrift Tassilo (November / Dezember 2023).

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